Bunter Aufruf für mehr Toleranz

Die Fotos und Videos vom Christopher Street Day in Berlin oder Köln sind – sofern die Umzüge stattfinden – ein echter Hingucker. Im Wind wehende Regenbogenfahnen, tausende gut gelaunte Menschen und bunte Waggons, auf denen mehr oder weniger verkleidete Männer und Frauen ausgelassen tanzen. Bei diesen Umzügen, bei denen teilweise eine Million Menschen teilnehmen, geht es den Organisatoren darum, einen Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Intersexuelle und Transgender-Personen abzuhalten. Zusammen machen sie sich stark für Toleranz und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.

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Erinnerung an den ersten Aufstand

Obwohl vergleichbare Veranstaltungen auf der ganzen Welt stattfinden, tragen sie nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Namen „Christopher Street Day“. In anderen Ländern ist stattdessen von „Gay Pride“ oder „Gay Parades“ die Rede. Im deutschsprachigen Raum nimmt der Name der Demonstrationen direkten Bezug auf deren Ursprung. Denn er erinnert an den 28. Juni 1969, als der erste bekanntgewordene Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür stattfand. In der Christopher Street im New Yorker Greenwich Village fand an jenem Tag in der Bar Stonewall Inn der nach ihr benannte Aufstand statt, mit dem sich die Teilnehmer gegen gewalttätige Razzien der Polizei in Kneipen mit trans- und homosexuellem Zielpublikum wehrten. Es folgten tagelange Straßenschlachten mit der Polizei.

Im Mittelpunkt: Andere Meinungen erdulden

In Erinnerung daran entstanden die ersten Umzüge, die bald auch in Europa übernommen wurden. 1977 machte das schwedische Stockholm mit dem „Befreiungstag der Schwulen und Lesben“ den Anfang, andere Länder und Städte zogen nach – auch Deutschland. Heute finden in fast jeder größeren Stadt der Bundesrepublik entsprechende Paraden statt, Die größten davon – nicht nur bundes-, sondern europaweit – in Berlin und Köln. Dabei steht die Toleranz im Mittelpunkt: Diese bezeichnet, wenn man sie wörtlich nimmt, ein Dulden und Ertragen. Sie ist historisch betrachtet neutral und bezeichnet die nachsichtige, respektvolle und freundliche Behandlung seiner Mitmenschen – erst recht, wenn sie anders sind oder anders denken als man selbst. Genau darum ging es schon Ende Juni 1969. Und darum geht es auch im Juli 2022.

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Gut zu wissen:

1. Die Regenbogenflagge ist seit den 1970-er Jahren das allgemeine Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.

2. Sie steht für Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

3. Sie besteht aus den sechs Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Ursprünglich war sie als achtfarbige Flagge vom homosexuellen Künstler Gilbert Baker entworfen worden.

 

Bildquellen: Adobe Stock, Canva

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