Thomas Bichler ist bekannt für seine minimalistische Landschafts- und Aktfotografie, sowie seine redaktionelle Arbeit. Beim Blick durch den Sucher hat er den besonderen Blick auf Natur, Formen und Strukturen.
Vom Hobby zum Beruf
Schon als kleiner Bub bekam Thomas Bichler seine erste Kamera und „knipste“ beim Wandern mit den Eltern fleißig seine ersten Bilder. Der Spaß an der Fotografie wuchs mit jedem Bild. Kein Wunder, dass daraus ein wichtiges Hobby wurde. Zu Geburtstagen kamen weitere Kameras hinzu, die über die Jahre zu seinen steten Begleitern auf Streifzügen vor der eigenen Tür und auf Reisen wurden. Beruflich startete er nach dem Studium in der Tourismusbranche am Bodensee durch. Einige Jahre später folgte der Schritt in die Selbstständigkeit als Redakteur für „sanften Outdoorsport“. Zahlreiche Magazinbeiträge und Bücher sind so im Laufe der Jahre entstanden. Klar, dass dabei auch die Bodenseeregion mit ihrer touristischen Vielfalt und landschaftlichen Schönheit (bis heute) eine gewichtige Rolle spielt. Die Fotografie begleitet ihn auch dabei – Artikel wollen ja auch bebildert sein. Als Gegenpol zur quietschbunten Tourismuswelt hat sich Thomas Bichler mit seinen reduzierten Werken in Schwarzweiß einen optischen Gegenpol geschaffen. Neben der zeitlosen Landschaftsfotografie konnte sich Bichler vor allem in der „klassischen Aktfotografie“ einen weltweiten Namen machen und zahlreiche Preise einheimsen. Entstanden aus einer Gefälligkeit wurde daraus sein Markenzeichen: unverhüllte Körper in archaischer Natur – Wasserfälle umgarnen Models als sanft fallende Schleier, harter Stein tritt in Kontrast zu zarter Haut, alles gerahmt von wilder Natur unter hohen Berggipfel mit eisigen Gletschern. Mühen scheut er dabei kaum. Selbst in Gletscherspalten fanden schon Fotoshootings statt. Seine Liebe zur Natur und den Bergen ist auch in diesem fotografischen Genre stets spürbar.
Spaß- und Freiheitsliebens
Auf die Frage nach der schönsten Erfahrung in seinem Job, antwortet er „frei zu sein“. Unterm Strich arbeitet er durch seine heutige Tätigkeit zwar viel mehr, ist dadurch aber ungebundener und kann sich den Gegebenheiten anpassen. Als wir wissen möchten was ihm an seinem Beruf am meisten Spaß macht, kommt Thomas Bichler ins Grübeln. „Es gibt Tage, da erfüllt es mich über Stunden mutterseelenallein mit meiner Kamera im Schnee zu stehen und „nur“ mit einer Handvoll Fotos heimzugehen.“ An anderen Tagen genießt er es einen Tag voller Aktivität zu haben und mit Menschen zu arbeiten.
Sommer vs. Winter
Thomas Bichlers Arbeit ist saisonabhängig. Im Sommer werden überwiegend Artikel und Routen für Fahrrad- und Wanderführer recherchiert. Auch die Aktfotografie hat ihre Zeit zwischen April und Oktober. Im Winter ist vorwiegend Schreibtischarbeit angesagt. Dann wollen die Magazinstrecken und Bücher geschrieben werden. Schneit es, dann setzt er den fotografischen Fokus auf Landschaften. Für Bichlers Schwarzweißfotografie eignet sich der Winter besonders gut. Die Kontraste zwischen weißem Schnee und dunklen Linien treten dann besonders gut hervor. Steht er nicht vor heimischen Motiven, zieht es ihn bevorzugt in die Alpen und gen Norden, nach Schottland und Skandinavien. Wer ihn begleiten möchte: Workshops gibt er u.a. je einmal im Jahr am Bodensee, an der Ostseeküste und an den Bayerischen Seen.
Der Künstler Thomas Bichler
„Motive sind überall zu finden“. Wo wohl die meisten achtlos vorbeigehen würden, stellt er sein Stativ auf und belichtet sein Motiv bevorzugt mehrere Minuten. Die Langzeitbelichtung, das Einfrieren von Bewegung, ist eines seiner bevorzugten Stilmittel. Die so entstehenden, fast durchweg mit analogen Steckfiltern fotografierten Bilder, lassen Landschaften in ein stilles Fließen, in Strukturen und Linien aufgehen. Der Fokus liegt dabei auf dem scheinbar Unscheinbaren. Ein Steg im Wasser. Eine Wurzel im See. Ein einzelner Baum in einer verschneiten Wiese oder einfach nur eine Plane auf einem abgeernteten Feld. Bekannte Motive hält er teils aus so völlig neuen Blickwinkeln für die Ewigkeit fest, dass man in Grübeln kommen kann. Seine Schwarzweißwerke sind bewusst minimalistisch gehalten, subtil, still und unaufgeregt, hin und wieder auch ein wenig abstrakt – und entstehen bevorzugt bei schlechtem Wetter. Wenn andere sich unter ihrem Schirm verstecken, den Kragen hochschlagen oder beschließen gleich drinnen zu bleiben, packt Bichler seinen Rucksack und zieht los. Ob er ein Lieblingsmotiv hat, wollten wir wissen. „Nicht wirklich“. In jedem Bild steckt viel Zeit und Energie. „Da könnte man auch Eltern nach ihrem Lieblingskind fragen“ antwortet er verschmitzt. Nicht immer alles funktioniert dabei wie gewünscht. Bei seinen Workshops ist der erste Tipp an seine Teilnehmer dass „Scheitern zum Fotografieren dazu gehört“.
Redakteur und Buchautor
Text und Bild gehören für den schreibenden Thomas Bichler zusammen: „Was man nicht gesehen hat, kann man nicht wirklich beschreiben. Und wenn man schon mal dort ist, kann man auch ein Foto machen.“ Bei seinen Büchern ist Bichler vor allem eine gute Recherche wichtig. Für Ihn gibt es nicht Schlimmeres als dem Leser ein nicht aktuelles Ergebnis zu bieten. Dass das heute, in Zeiten von Corona, nicht immer einfach ist, durfte er vor zwei Jahren erfahren. Für den Südkurier hat er eine Strecke über „Leckereien aus der Heimat“ recherchiert. Kaum gedruckt, gab es den ersten Lockdown. Alle Restaurants hatten geschlossen. Nicht alle haben danach wieder aufgemacht. „Aktuell und auf dem neusten Stand zu sein, das ist manchmal halt gar nicht so einfach“. Hinter jedem einzelnen Buch, so auch für unseren Trecking Guide und das Buch über die Jakobswege im Südwesten (beide erhältlich bei inspirationen.suedkurier.de), steckt unglaublich viel Recherche. Er selbst läuft dabei (fast) jeden Meter selbst, um auf dem aktuellsten Stand der Routen zu sein und aktuelle und gute Bilder zur Verfügung zu haben. Der enorme Aufwand wird letztlich durch Zufriedenheit über das Geschaffene ausgeglichen. „Und die kleine „Hassliebe“ zum Projekt gehört dazu, spornt eher noch an.“
Exklusiver Ausflugstipp von Thomas Bichler
„Es muss gar nicht immer weit weg sein. Einer meiner Lieblingsplätze ist Aussichtstürmchen am Seeufer zwischen Moos und Iznang. Nichts spektakuläres, aber ein herrlicher Platz um den Blick über das Schilf und den See auf Radolfzell schweifen zu.“
Instagram: @thomasbichlerphotography